[Roman] Die Stille des Meeres – Donal Ryan

 

Anzeige / Rezensionsexemplar
Diogenes Verlag - 26.Mai 2021
978-3257071160
Gebundenes Buch - 288 Seiten - 22,00€

Dieser Roman verknüpft geschickt menschliche Schicksale. Er ist erst in vier Teile unterteilt, in den ersten drei Teilen lernen wir die drei Männer Farouk, Lampy und John kennen. Erst im vierten Teil verknüpft sich dann alles miteinander.

Ich mag solche Romane ja wirklich sehr gern, habe schon ein paar ähnliche gelesen. Man lernt unterschiedliche Charaktere kennen und auf den ersten Blick haben sie nichts gemeinsames und ich bin als Leser immer wieder gespannt, wohin mich der Autor führen möchte. So war es auch in diesem Buch von Donal Ryan.

Farouk ist Arut in Syrien. Aber er ist auch Christ und seine Familie ziemlich aufgeklärt und modern. Als der Krieg immer näher kommt, sieht er und seine Familie nur noch eine Chance für die Zukunft in der Flucht. Man begleitet Farouk auf dieser Reise, wie er lebt in einem Flüchtlingslager und man erfährt, dass diese Reise doch so ganz anders als geplant verläuft.

Lampy, ein Außenseiter, lebt mit der Mutter und dem Großvater in einer irischen Kleinstadt. Lampy ist ein unzufriedener junger Mann, hat sein Studium abgebrochen und arbeitet nun in einem Seniorenheim. Zu gerne möchte er wissen, wer sein Vater ist, aber darüber schweigt sich seine Mutter seit Jahren aus. Sein Großvater ist sehr eigenartig und verschroben, mir häufig recht unangenehm. Lampy würde gern seinen Platz in der Welt finden, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass er sich selbst im Weg steht.

Und dann ist da noch John. Er ist so ein Unsympath, schon von frühester Kindheit lügt und betrügt er, er stürzt sich auf schwächere und versucht so im Leben seinen Platz mit Macht zu finden. Nun beichtet er und erhofft sich Absolution für seine Sünden. Was näher dahinter steckt, möchte ich hier gar nicht weiter verraten.

Und dann der letzte Teil des Buches, wo sich alles in kurzen, klaren Worten findet, in einer Art und Weise, wo man sich denkt, genauso kann es sein!

Mich hat dieser ruhig geschriebene Roman tief beeindruckt, es hat nachdenklich gemacht und war in seiner ruhigen Art doch auch recht kraftvoll. Ryan besticht durch eine Unaufgeregtheit, die mir gut gefallen hat. Ohne großen Tamtam bring er alles auf einen Punkt und hat es geschafft, mich mit zu reißen. Mir gefiel die Sprache und wie sich der Kreis schloß.

Nicht alle Charaktere haben mir gefallen, aber das war Sinn und Zweck und dieser war toll. Es musste genau solche Protagonisten geben. Ein tolles Buch!

Anett