Anzeige / Rezensionsexemplar Diogenes Verlag - 23.August 2023 978-3257072587 Gebundenes Buch - 400 Seiten - 26,00€ |
Dennis Lehane sagt bereits im Vorwort so viel über das Buch aus! Denn dem ganzen gehen eigene Erlebnisse als Kind voraus, um genauer zu sein, ein Erlebnis, das ihn ziemlich geprägt hat.
Boston 1974. Die Stadt brodelt, denn zukünftig sollen schwarze und weisse Kinder gemeinsam an Schulen unterrichtet werden. Dafür sind Busse geplant, die die jeweiligen Kinder in die anderen Stadtbezirke bringen, denn die Rassentrennung ist hier in den 70er Jahren noch groß. Hier mischt man sich nicht, denn die anderen sind ja eh anders, als man selbst und es kann einfach nicht passen.
Nach dieser Entscheidung gehen viele (weisse) Menschen auf die Strassen , um dagegen zu protestieren, und genau in so eine aufgeheizte Demonstration ist der Autor als Kind mit seinem Vater hinein geraten. In diesem Buch geht es nicht um Effekthascherei, sondern um Gesellschaftskritik.
Gerade auch im irisch stämmigen Viertel Bostons, im Commonwealth, heizen sich die Gemüter wegen dieser Situation auf. Ob aus Rassismus, oder weil man dies als sinnlose Entscheidung sieht, jeder will dagegen protestieren.
Hier ist die Welt doch noch in Ordnung, hier passt jeder auf jeden auf. So sieht es auch Mary Pat Fennesay, die mit ihrer Tochter hier lebt und mehr schlecht als recht über die Runden kommt. Es ist ein hartes Leben, aber viel verlangt sie vom Leben auch nicht.
Aber dann verschwindet ihre Tochter und Mary Pat fragt und sucht nach ihr. Das ruft die hiesige Mafia auf den Plan und sie machen ihr bewusst, dass sie zu viel Staub aufwirbelt und das will doch keiner! Gerade jetzt, wo doch eh schon Unruhen sind.
Aber Jules ist alles, was ihr geblieben ist! Ihr erster Mann verstorben, ihr zweiter Mann geschieden und den großen Sohn hat sie nach dem Vietnamkrieg ans Heroin verloren. Und so sucht sie weiter.
Gleichzeitig ist ein schwarzer junger Mann im weissen Viertel umgekommen. Und schnell wird klar, es ist der Sohn einer Kollegin von Mary Pat, ausgerechnet die Kollegin, die sie gut leiden konnte. Und selbst Mary Pat tut sich schwer, mehr zu sehen, als ein schwarzer, der wahrscheinlich mit Drogen gedealt hat, denn die bringen die verdammten Drogen doch in ihr Viertel! Oder doch nicht?
Dieses Buch hat einen Sog auf mich ausgewirkt und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Es war schlimm, aber es war auch so gut. Schlimm die Zustände in den 70er Jahren, wie groß noch in dieser Zeit die Kluft zwischen schwarz und weiss war, wie sehr verwurzelt Vorurteile und Rassismus war, es ist erschreckend zu lesen, was in den Köpfen der Leute vorging.
Und dann kommt noch hinzu, dass die eigenen kleinen Banden in den Stadtteilen ihr Süppchen kochten, von allem etwas abhaben wollten, sich aber keinesfalls in die Suppen spucken lassen wollten. Nicht nur die Kluft zwischen schwarz und weiss hat mich hier so entsetzt, auch die hiesige Mafiabande war nicht ohne und ging regelrecht über Leichen.
Dieses Buch hat mich tief bewegt und ergriffen und ist für mich ein Highlight in meinem Lesejahr!
Ich kann es auf jeden Fall weiter empfehlen, und müsste ich Sterne vergeben, dann auf jeden Fall 5/5 !
Anett.
Oh Anett....
AntwortenLöschenDas klingt absolut fantastisch, ich merke mir das Buch vor. Ich bin nur schon beim Lesen deiner Rezension ganz berührt.
Alles Liebe an dich
Livia
Liebe Livia,
Löschenja, das Buch ist echt mega. Ich habe jetzt wieder in einem Buch was wegen diesen Schulbussen gelesen und da war mir dieses gleich wieder total präsent!
Liebe Grüße
Anett