Alter Zorn (3) - Lea Stein

Ani

 


Heyne Verlag - 15.Januar 2025
978-3453429475
Paperback - 352 Seiten - 16,00€
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Zum dritten Mal begleite ich die Schutzpolizistin Ida Rabe durch das Hamburg der Nachkriegsjahre – und auch diesmal ist sie mir wieder ausgesprochen sympathisch. Ida ist eine kluge, tatkräftige Frau, die der Polizei weit mehr nützen könnte, wenn ihre männlichen Kollegen ihr nicht ständig Steine in den Weg legen würden. Schon in den ersten beiden Bänden wurde deutlich, dass Ida und ihre Kollegin Heide in der Polizeiarbeit eher geduldet als geschätzt sind. In diesem dritten Teil spitzt sich die Situation nun zu – und Ida findet sich plötzlich mit viel Zeit wieder, die sie nutzt, um auf eigene Faust zu ermitteln.



Ausgangspunkt ist der grausame Fund einer misshandelten Kinderleiche
(Spoiler: Das Buch enthält deutliche Darstellungen von Kindesmissbrauch). Ida vermutet, dass es sich um einen Jungen handelt, den sie und Heide bereits in einem früheren Fall kennengelernt und in ein Hamburger Kinderheim gebracht hatten. Ein stummes Kind, ohne Herkunft, ohne Namen – eines von viel zu vielen in den Jahren nach dem Krieg.


Ihre Nachforschungen führen Ida zu einem sogenannten Wunderheiler, der auf einem abgelegenen Hof lebt und dort seine „Wunder“ vollbringt. Geld verlangt er keines, was Ida umso misstrauischer macht. Als die Polizei sie ausdrücklich davor warnt, in dieser Richtung zu ermitteln, wird Ida erst recht hellhörig. Und da sie vom Dienst freigestellt wird, nutzt sie die Gelegenheit, um sich verdeckt in das Umfeld des Wunderheilers einzuschleusen.


Doch nicht nur der Kriminalfall fesselt – auch das atmosphärisch dichte Bild des Lebens in der Nachkriegszeit beeindruckt. Lea Stein schildert eindringlich, wie hart das Dasein damals war: überfüllte Kinderheime, Hunger, Misstrauen, die schwierige Rolle der Frau in einer von Männern dominierten Welt.
Zum Glück hat Ida mit dem Gerichtsmediziner Ares Konstantinos einen verständnisvollen Partner an ihrer Seite. Er drängt sie nicht, lässt ihr Freiheiten und begegnet ihr auf Augenhöhe – eine wohltuende Ausnahmefigur. Die leise Liebesgeschichte zwischen den beiden bleibt stets im Hintergrund und überlagert den Kriminalfall nie.


Das Ende kommt etwas überraschend und lässt offen, ob es noch einen weiteren Band geben wird – oder ob Lea Stein hier den Abschluss von Idas Geschichte gefunden hat. Beides wäre stimmig. Ich habe alle drei Bände sehr gern gelesen und würde mich sowohl über ein Ende als auch über einen Neuanfang freuen.


Anett


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