[Rezension] Girl A – Abigail Dean

Ani

 

Anzeige / Rezensionsexemplar
HarperCollins Verlag - 20.April 2021
978-3749901050
Gebundenes Buch - 512 Seiten - 22,00€
E-Book 14,99€

Girl A. Das ist Alexandra Gracie, aufgewachsen im sogenannten Horrorhaus. Sie wird ins Gefängnis berufen, um den letzten Wunsch ihrer Mutter zu lesen. Sie soll ihr Erbe annehmen, zusammen mit ihren Geschwistern. Und ihr Erbe ist ausgerechnet dieses Haus, das Haus, in dem sie ihre Kindheit als Martyrium erlebte. Jahrelang hat sie dies alles verdrängt, nun wird sie mit ihrer Kindheit wieder konfrontiert und muss sich auch mit ihren Geschwistern auseinander setzen.


Lex kann ihrer Mutter nicht vergeben, selbst nach ihrem Tod. Denn dafür war ihre Kindheit einfach zu furchtbar. Lex ist als Girl A in den Medien bekannt – das älteste Mädchen und eins von sieben Geschwistern. Ist ihre Kindheit anfangs noch halbwegs erträglich, so wird sie von einem gewissen Zeitpunkt an einfach nur schlimm, unerträglich, unfassbar. Hier möchte ich auch gleich einwerfen: Es handelt sich keinesfalls um einen Thriller, wie er von manchen Plattformen beschrieben wird, sondern korrekt wie im Verlag beschrieben um einen Roman, um eine Familientragödie. Denn wir kenne die Opfer und wir kennen die Täter, allein die Geschichte wird im Buch nach und nach aufgedeckt. Langsam, in kleinen Prisen, aber diese haben es in sich. Ich selbst als Mutter hatte mit vielen Passagen des Buches echt heftig zu tun und konnte dies kaum fassen, musste mir selbst immer mal Lesepausen gönnen.


Die Geschichte springt immer wieder in Vergangenheit und Gegenwart – für mich war dies kein Problem, ich fand das ziemlich gelungen, es passte zur Dramatik und zur Düsterheit des gesamten Buches. Denn düster war es irgendwie immer. Nach und nach lernen wir auch die Geschwister kennen. Und nicht wie man denkt, dass so eine Kindheit die Geschwister näher bringt, nein, das Gegenteil war irgendwie der Fall, denn jeder der Kinder hat das Grauen seiner Kindheit anders verarbeitet. Jeder hat es anders erlebt, jeder der Geschwister ist einfach individuell und anders. Das hat mich zwar öfters sehr bedrückt, hatte man manchmal das Gefühl, sie wollen alles vergessen, auch die Geschwister. Auch das war Teil dieser düsteren Stimmung im Buch.


Wie gesagt, sollte man keinen spannenden Thriller erwarten, denn dann wird man enttäuscht. Aber den habe ich auch nicht erwartet. Erwartet hatte ich einiges über die Psyche der Geschwister herauszufinden. Von Lex erfährt man da wirklich viel und wie sie alles verarbeitet, oder eben auch nicht. Die restlichen Geschwister blieben leider sehr farblos, da habe ich mir mehr erwartet. Auch wenn jedem ein ziemlich langes Kapitel gewidmet war, so ging es zum Teil auch sehr wenig um diese, viel um die Erinnerung von Lex an deren Zeit im Horrorhaus. Zwar erfuhr man, was aus den Geschwistern wurde, wie sie später aufgewachsen sind, was aus ihnen geworden ist, trotzdem blieben sie meines Erachtens recht farblos. Das tat dem Buch dann doch ein kleinen Abbruch, da war ich etwas enttäuscht darüber.


Aber alles in allem fand ich es ein gutes Buch, sehr bedrückend, sehr düster, aber gut. Zum Schluss konnte mich das Buch sogar nochmal durch bedrückende Wendungen sehr überraschen. Ich habe es gern gelesen und mir haben lange Worte dafür gefehlt, in Betrachtung der Zustände, die in diesem Haus an der Tagesordnung waren. Um so erschreckender, dass die Autorin einen authentischen Fall dem zugrunde gelegt hat. Erschreckend auch, dass scheinbar niemand im Umfeld bemerkte, was da geschah!


Anett


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