[Rezension] Krach – Tijan Sila

 

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Kiepenheuer & Witsch - 06.Mai 2021
978-3462053753
Gebundenes Buch - 272 Seiten - 20,00€

„Es waren etwa fünfzig Faschos, und obwohl sie selbst für Naziverhältnisse ziemlich schlecht angezogen waren, ging mir bei ihrem Anblick der Arsch zu: die reisten Kannibalen. Die Strassenlaternen warfen gelbe Würmchen zwischen die Falten der Bomberjackenärmel. Irgendwie liefen sie komisch hin und her, klapperten über den Kopfstein und brüllten ihren Scheiß durch die Gegend.“ (Buchbeginn)

Gleich zu Beginn wird man in die 90er zurück versetzt. Typische Nazis mit Basballschläger und typischen Parolen. Sie haben sich eingefunden vor einem besetzten Haus, in dem gerade noch die Band des Romans PUR JUS gespielt hatte.

Aber eigentlich beginnt das Buch mit dem Ende – mit dem Ende der Band. Und dann folgt die Geschichte, die mich ziemlich begeistert hat und ich nicht aufhören konnte zu lesen!

Irgendwo in der pfälzischen Provinz, zwischen Punkmusik und Nazischlägern wird Gansi erwachsen. Gansi spielt mit seiner Band im heimischen Klub, in der band Ursel – für die er so schwärmt, ihr Bruder Beppo und Pirmin. Erschwerend hinzu kommt, das der ältere Bruder von Beppo und Ursel auch noch Nazi ist. Da ist doch schon mal vorprogrammiert, wie es werden könnte. Und Prügeleien kommen immer wieder vor.

Aber nicht nur im heimischen Club spielen sie, sie kommen in den Osten: nach Aue, Heidenau und Gera. Spielen in abgelegenen besetzten Häusern, die so abgelegen sind, damit die Nazis nicht hinkommen. Und man wundert sich, wieso keine Polizei kommt, wenn ein Haufen Nazis durch die Gegend brüllt. Ohja, ich habe in den 90ern selbst mit erlebt, wie Nazis auftreten: Bomberjacke, Basballschläger, Glatze, laut skandierend.

Der Schreibstil ist super auf das Buch und das Thema abgestimmt, es machte Spaß zu lesen und auch wenn ich manchmal stolperte, als der pfälzische Dialekt hervorbrach, war es genau das, was das Buch brauchte. Und so versucht Gansi seinen Weg zu finden, oder zumindest sein Abitur nebenher zu bestehen. Er kämpft genauso mit Herzensangelegenheiten, wie mit dem Thema wie es im Leben weiter gehen soll. Es ist ein wunderbares Buch, über die Zeit, wenn man weder Kind noch erwachsen ist. Ein Buch mit der Liebe zum Punk, aber auch Freundschaft. Es ist einfach so voller Ehrlichkeit und Wahrheit! Kann ich nur empfehlen!

Anett