[Rezension] Das Band, das uns hält – Kent Haruf

Ani

 

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Diogenes Verlag - 24.Mai 2023
978-3257072297
Gebundenes Buch - 320 Seiten - 25,00€

Kent Haruf  ist ein großartiger Schriftsteller gewesen und hat uns leider nur sechs Bücher hinterlassen, die er in der fiktiven Kleinstadt Holt, Colorado, spielen lässt.

Das Band, das uns hält war ursprünglich sein erster Roman aus dem Jahr 1984. Im Diogenes Verlag erscheint der Roman als Neuübersetzung als sechster Band im Mai 2023. Und auch nach fast 40 Jahren ist dieser Roman (wie übrigens alle des Autors) so toll und gut zu lesen – ich habe es geliebt, noch einmal nach Holt zurück zu kehren und auch in die Anfänge der Kleinstadt. Denn genau dahin nimmt uns der Autor mit, in die Pionierzeit der Stadt.



Das Buch beginnt 1977, und man erfährt, das die 80jährige Edith Goodnough im Krankenhaus liegt und verhaftet wurde. Und dann lässt der Autor den Nachbarn von Edith erzählen.

Es beginnt mit der Reise ihrer Eltern im Jahr 1896, wo sich Roy und Ada auf den Weg von Iowa nach Colorado machen, um Land zu erhalten. Er erzählt von harten Jahren, die gerade Ada hier verbrachte. Von den beiden Kindern, die hier geboren wurden und das Ada viel zu früh verstorben ist. Er erzählt von den Nachbarn der Familie, die so ziemlich die Einzigen waren, mit denen sie Kontakt hatten.


Die beiden Kinder, Edith und ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Lymann, haben es nicht leicht und ihre Kindheit endet viel zu früh. Sie arbeiten auf der Farm und durch widrige Umstände kommen sie auch nicht los davon. Lymann nutzt dann den Krieg um von der Farm zu verschwinden, Edith jedoch ist gebunden, sie verzichtet auf ihr komplettes Glück, um für den Vater und die Farm da zu sein. Sie erträgt ihr schweres Los ohne Klagen, aber willensstark und pflichtbewusst.


Kent Haruf hat mich auch in diesen Roman wieder regelrecht hineingezogen. Mit viel Ruhe kommt er daher, und ist doch der Roman, der mich am meisten aufgewühlt hat. Edith lebt ein Leben, dass wir uns heute nicht mehr vorstellen können. Sie stellt sich selbst und ihr persönliches Glück hinter Pflichtgefühl zurück und bereut dieses nie. Der Autor beschreibt sie mit viel Empathie und ich mochte Edith wirklich sehr gern und war auch ein wenig traurig.

Auch als nach einigen Jahren Lymann wieder zurück kehrt – der tyrannische Vater mittlerweile verstorben – ist Edith nur für ihn da, aus Freude darüber, dass sie ihren Bruder wieder hat.

Das Ende vom Buch war einfach eine logische Konsequenz aus dem Leben von Edith und für mich total nachvollziehbar.


Es ist wieder ein typischer Haruf, der Menschen in den Mittelpunkt stellt, die keiner wirklich sieht, Menschen, die vom Leben gezeichnet sind, die es nie einfach hatten, aber denen er zum Glück immer wieder Menschen an die Seite stellt, die sie unterstützen und lieben. Im falle von Edith waren es ihre Nachbarn, die Familie Roscoe.


Ein wundervoller Roman und am Ende bin ich traurig, dass es nicht mehr davon geben wird. Der 2014 verstorbene Autor hat nun also mit seinen sechs Romanen eine neue Heimat im Diogenes Verlag gefunden und ich kann diese Bücher nur empfehlen – mit viel Empathie und Liebe zu den Menschen konnte der Autor mich verzaubern und der Abschied aus Holt fiel mir jedesmal wieder schwer.


Anett


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