[Rezension] Babel – Rebecca F. Kuang

Ani

 

Anzeige / Rezensionsexemplar
 Eichborn Verlag - 28.April 2023
978-3847901433
Gebundenes Buch - 736 Seiten - 26,00€ 

Babel – wortwörtlich ist dies ein Ort, an dem ein Durcheinander von verschiedenen Sprachen zu hören ist.

Und genau dies ist auch Babel im Roman von Rebecca F. Kuang. Dieser Turm „Babel“ steht mitten in Oxford, dort wo das Wissen und der Fortschritt der Welt zu finden ist. Denn in Babel wird nicht nur Übersetzung gelehrt, sondern auch Magie. Mit Hilfe von Übersetzungen und dem Sammeln der Sprachen werden die Silberbarren im Silberwerk des Turmes verzaubert. So dass diese dann beispielsweise Gärten schöner erblühen lassen, Häuser sehr fest gebaut sind oder auch Pferdekutschen ihren Weg immer schnell finden. Es ist ein Fortschritt, auch gerade, als die ersten Webstühle besser arbeiten – nur leider werden Menschen dadurch arbeitslos und driften in die Armut ab. Aber für ein paar junge Studenten ist Babel der Ort, den sie als ihr neues zu Hause ansehen, als sie ankommen.



Robin Swift ist einer von ihnen. Ein Cholera Ausbruch hat seine Familie in Kanton dahin scheiden lassen. Als er von Professor Lovell gefunden wird, ist auch er noch schwer krank, aber mit Hilfe eines magischen Silberbarrens rettet Lovell Robin und nimmt ihn mit nach England. Hier zieht er ihn groß und bereitet ihn auf ein Leben in Oxford vor. Er lässt ihn unterrichten und Robin ist dankbar und ehrgeizig.

In Oxford trifft er auf weiter Studenten, die als Übersetzer ausgebildet werden sollen. Alles weiter Studenten aus Randgruppen: Ramy – aus Indien stammend, ebenfalls von einem englischen Lord nach England gekommen und unterrichtet worden, Victoire – junge Frau aus Frankreich, mit Wurzeln in Haiti und Letty – stammt aus einer britischen Familie und ist Tochter eines Admirals.

Diese vier finden sich in Babel und haben eine schöne Zeit. Bis sie letztendlich die Realität einholt und sie merken, was die Briten mit ihrem Silber anstellen und das es einzig sie sind, die davon profitieren.


Mir fällt es sehr schwer, meine Meinung dazu zu schreiben.

Die Geschichte ist super, die Sprache gewaltig. Gerade das Thema Sprache steht hier im Mittelpunkt und die Autorin hat sich hier wirklich sehr eingehend damit befasst. Leider hat mich das allerdings nicht ganz abholen können, denn schon nach den ersten Kapiteln hatte ich das Gefühl, ich brauche ein Linguistik Studium. Ich fand manche Absätze richtig schwer zu lesen und kam nicht so richtig in einen Lesefluss. War es noch ein Roman oder driftete es in ein Sach- und Fachbuch ab? Manchmal war ich mir nicht sicher. Besser machten es auch die Fußnoten nicht. Ich hab mich bei den ersten Malen noch sehr darüber gefreut, weil Fußnoten doch recht interessant sind und noch ein paar Dinge erklären. Hier aber war auch davon viel zu viel – für mich. Mitunter eine halbe Seite für Fußnoten, puh, das muss man wollen. Auch das riss mich immer wieder aus meinem Lesefluss.


Es gab aber auch Themen, die wirklich hervorragend erzählt wurden, teilweise recht schmerzlich beschrieben ( Rassismus, Sexismus, Kolonialismus usw.). Diese Themen bauten sich langsam auf, bis sie explodierten und das Buch auch an Fahrt auf nahm. Habe ich mich in den ersten beiden Dritteln noch durch gezwungen manches mal, so war das letzte Drittel des Buches viel zu schnell vorbei. Es war spannend und es gab Wendungen, die man nicht erwartet hat. Ich bin also froh, dass ich das Buch nicht abgebrochen habe, denn da fand ich es wirklich gut.


Alles in allem ist es ein gutes und Wichtiges Buch, aber man sollte genau wissen, worauf man sich einlässt. Ich habe Vergleiche mit Harry Potter gelesen – das finde ich eigentlich gar nicht. Nicht mal ansatzweise. Ich hätte viel mehr zum Thema mit der Magie gelesen. Wirklich unter Fantasy würde ich das Buch auch nicht einordnen.


Anett


4 Kommentare:

  1. Huhu liebe Anett!
    Mir scheint, du hattest ähnliche Probleme mit dem Buch wie ich zB. :) Also was heißt Probleme, ich fand es ja an sich gut. Und die sprachlichen Aspekte waren wirklich sehr interessant, aber irgendwie kam manches halt auch einfach nicht aus dem Knick. Den Vergleich mit HP kann ich auch nicht wirklich nachvollziehen, denn außerhalb des Silberwerkens wird ja keine Magie verwendet und auch die wirkt eher schwer nachvollziehbar für nicht-Linguisten.

    Alles Liebe!
    Gabriela

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    1. Liebe Gabriela,
      oh was bin ich beruhigt, ich dachte schon, ich bin die Einzige. Habe bisher immer nur begeisterte und umjubelte Stimmen dazu gehört und gelesen. Ohne Frage ist das Buch sprachlich ganz weit vorn, aber ich habe mir einfach was anderes erwartet. Auf jeden Fall auch mehr Magie!
      Liebe Grüße Anett.

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  2. Hallo liebe Anett,

    vielen Dank für die ausführliche und hilfreiche Rezension zum Buch. Ich bin schon einst, als Babel frisch vor dem Erscheinen stand, auf das Buch aufmerksam geworden. Ich fand den Klappentext sehr ansprechend. Auch das, was du über die Sprache schreibst, hat mich im ersten Moment noch abgeholt. Ein besonderer, vielleicht sogar poetischer Schreibstil ... das kann das Sahnehäubchen auf einem perfekten Buch sein.

    Bei deiner Beschreibung, dass du dir beim Lesen gewünscht hättest, zuvor ein Linguistik Studium absolviert zu haben, musste ich einerseits schmunzeln. Andererseits konnte ich den Schreibstil dann auch besser einordnen.

    Und auch deinen Kritikpunkt betreffend der Fußnoten empfand ich als sehr nachvollziehbar. Ich kenne solche "künstlerischen Raffinessen" von Terry Pratchett und Jay Kristoff. Bei ersterem fand ich Fußnoten einfach nur klasse. Bei Jay Kristoffs Nevernight haben sie mich dann eher gestört. Sicherlich bekommt man hier nochmal einige coole Hintergrundinformationen (und das macht es eben auch schwer sie nicht zu lesen). Andererseits wird man aber auch konsequent aus dem Lesefluss gerissen. Ich weiß also genau was du meinst.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Liebe Tanja,
      Letztendlich muss ja jeder für sich entscheiden, ob er das Buch mag oder nicht, ich finde es anhand von "Babel" nur so schwierig, da ich nach erscheinen des Buches eigentlich nur hoch gelobte und begeisterte Rezensionen gelesen habe.
      Fußnoten mögen schön und gut sein, habe ich manches mal auch schon gehabt in Büchern, aber hier waren die mitunter echt lang und nachdem ich die gelesen hatte, musste ich erstmal wieder sehen, um was es eigentlich im Text ging. Es ist ja auch ziemlich komplex und kein lala Buch, es hat schon alles eine geniale Grundlage und ist sehr klug geschrieben.
      Also ich bin bis heute nicht sicher.

      Liebe Grüße Anett

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