Foto Anetts Bücherwelt |
„ Wenn
du für Chancengleichheit bist, gewinnst du deine Menschlichkeit
zurück.
Und
wenn du deine Menschlichkeit zurück gewinnst, fängst du an zu
merken, dass du Einfluss auf die ganze Geschichte hast.“
(Seite
295/296)
Dieses
Buch hat es mir wirklich angetan und lange habe ich gebraucht, um die
richtigen Worte für diese Rezension zu finden.
Rose
McGowan erzählt als erstes von ihrer Kindheit – viel erzählt sie.
Und sie hat etwas zu erzählen! Wie sie als Kind in der Sekte „Kinder
Gottes“ aufwuchs. Schon allein auf diesen Seiten hätte ich immer
wieder schreien können! Wie kann man nur so etwas den Kindern antun?
Wie können Eltern ihren Kindern dies antun?
Ich
habe mir gleichzeitig die Sekte mal genauer angesehen und
verschiedene Artikel darüber gelesen und finde alles nur noch
erschreckender! Zum Glück, möchte man sagen, wurde Rose McGowan
immer noch zeitig genug da raus geholt, ihr Vater konnte dies wohl
alles selbst nicht ertragen, wohin die Richtung geht. Trotz allem war
er tyrannisch und herrschsüchtig und auch bei ihm zu leben war alles
andere als einfach. Rose lebte dann zeitweise bei ihrer Mutter, was
nicht viel besser war, denn die Mutter erwischte wohl immer wieder
Männer, die es der jungen Rose nicht leicht machten.
„Es
tut mir leid um das Kleine Mädchen, das ich damals war, das bereits
im zarten Alter von drei bis vier Jahren gelernt hat zu
^überleben^. Das Gefühl, sich sicher und geborgen zu fühlen,
kannte ich nicht. Stattdessen Druck und Anspannung, eine permanente
unterschwellige Angst, die spürbar durch die gesamte Gemeinschaft
waberte.“
(Seite
38)
Und
so zog sich das Buch weiter, in einem Kampf um Gerechtigkeit und
Menschlichkeit. Als Rose auch nur zufällig nach Hollywood und zum
Film kam, war sie einfach nur naiv und hatte niemanden, der ihr
irgendwie half. Sie tappte genau in die sexuelle Falle, wie andere
vor ihr – und auch nach ihr.
Selbst
von ihrer Agentin hörte sie bspw., dass sie lange Haare haben muss!
„Ich
müsse lange Haare haben, hieß es, andernfalls würden die Männer,
die in Hollywood Filmrollen vergeben, nicht mit mir schlafen
wollen, und wenn sie nicht mit mir schlafen wollen, würden sie mir
auch keine Rollen geben.“
(Seite
10)
Also
ich fand solche Aussagen mehr als erschreckend! Und natürlich ruft
sie dann auch in ihrem Buch auf: natürlich darfst du lange Haare
haben aber überlege warum! Trage ich sie, um mit mir selbst im
Reinen zu sein, oder um ein Bild wieder zu geben, dass gefordert
wird?
Einige
Rezensionen, die ich gelesen habe, bemängeln das und ich denke, sie
haben die Botschaft einfach nicht verstanden.
Auch
fand ich Rose McGowan nicht wirklich verbittert, wie ebenfalls einige
schrieben. Wenn man sich überlegt, was diese Frau erlebt hat (und
scheinbar hat sie nicht mal alle Erlebnisse im Buch geschildert), dann
darf man auch solche Aussagen machen, die sie trifft, dann darf auch
ruhig mal richtig geflucht werden!
Auch
gefielen mir ihre Worte, zu den verbalen Attacken von Männern, und
das den Mädchen zwangsweise beigebracht wird, ihr dürft nicht in
kurzen Hosen gehen etc, weil das das Begehren der Männer weckt!
Hallo! Natürlich darf ich kurze Hosen anziehen, wieso soll sich
deswegen ein Mann genötigt sehen, über mich herzufallen! Was ist
das denn für eine Logik. Um mit Rose McGowans Worten zu sprechen:
„...erzieht
eure Jungs gefällig so, dass sie Mädchen als Menschen ansehen,
nicht als Objekte.“
(Seite
88)
Leider
tappte auch sie in die Männerfalle, hatte Beziehungen, die ihr nicht
gut taten, Männer, die sie verraten haben. Obwohl sie es bei ihrer
Mutter gesehen hat und sich immer fragte, wieso merkt die Mutter das
nicht? So erging es ihr später ähnlich. Aber zum Glück konnte sie
sich daraus befreien und klagte später das Unrecht an.
Viele
haben gefragt, wieso sie nie vorher was sagte, wieso sie 10 Jahre ins
Land gehen lies, bevor sie den Mund aufmachte. Sicherlich beschreibt
sie die Ängste den Job zu verlieren, wieder auf detrasse zu sitzen.
Aber ich denke, da steckt auch viel mehr dahinter. Sie war jung und
naiv, ihr konnte alles eingeredet werden und sie hatte einfach nur
Angst. Jeder geht damit anders um, der eine schreit es gleich heraus,
der andere muss es erst selbst nach und nach verarbeiten.
Wer
sind wir denn, und an zumaßen, wie sie hätte reagieren sollen? Haben
das die Leute, die dies bemängeln selbst erlebt? Keiner kann von
sich selbst sagen, wie er in so einer Situation reagieren würde,
keiner! Und sie war ja auch nicht die Einzige, der es passiert ist,
und keiner hat über Jahre irgendetwas gesagt!
Was
ür mich auch ganz schlimm war, war die Beschreibung der Hater im
Internet. Ständig sind irgendwo Fotos von Stars zu sehen, und dann
gibt es Leute, die sich einfach darüber aufregen müssen: „wie
sieht die denn aus?“ „hat die sich operiert?“ „das Kleid geht
ja gar nicht“ und bis zu „die ist zu fett!“ und solche Aussagen
trieben Rose wieder hin zur Essstörung, die sie schon einmal gut
bewunden hatte. Machen sich die Leute auch mal Gedanken, was sie da
im Internet von sich geben? Würden sie das auch im realen Leben
sagen, wenn sie sich nicht in ihrer Anonymität verstecken können?
Unmöglich!
Die
Autorin postete später dann auf Twitter immer wieder Situationen,
die für Hollywood völlig normal waren, aber genau betrachtet
einfach nur sexistisch und frauenfeindlich. So bekam sie mit einem
Drehbuch auch gleich gewisse Anweisungen, wie sie zum Vorsprechen zu
erscheinen hat:
„...schwarzes
(oder dunkles) figurbetontes Top, das Dekolleté zeigt, (Push-up-BH
empfohlen). Und hautenge Leggins oder Jeans. Nichts Weißes!“
(Seite252)
Erschreckend,
oder? Was sagt ihr dazu? Ich bin froh, dass sie dieses Buch
geschrieben hat und ich es gelesen habe! Und ich bin froh, dass solche
und ähnliche Situationen nun aufgedeckt werden!
Rose
McGowan war nicht nur Mutig – sie hat auch Mut gemacht!
Ich habe das Buch (noch) nicht gelesen, wundere mich aber immer wieder, warum Frauen wie Mc Gowan solange in Hollywood geblieben sind, wenn das doch angeblich alles so schlimm gewesen ist?! Sie hätte dem Ganzen auch den Rücken kehren und sich einen ganz normalen Job suchen können! Da wäre es natürlich vorbei gewesen mit dem Glamour, sie wäre keiner breiten Öffentlichkeit bekannt geworden und hätte ein ganz normales Leben geführt! Da hätte sie dann vielleicht aber auch Menschen kennen gelernt, die sie selbst schätzen und nicht nur ihre schöne Hülle. Das war ihr aber offenbar nicht genug, also hat sie sich in der Hoffnung auf eine glänzende Karriere mehr gefallen lassen als gut für sie war. Tragisch, aber ihre Entscheidung, also bitte im Nachhinein nicht jammern! Als Kind konnte sie sich nicht wehren und das tut mir Leid für sie, aber als Erwachsene hätte sie die Wahl gehabt! Hier schreibt eine verbitterte Durchschnittsschauspielerin, die es nicht verkraftet, dass andere Karriere gemacht haben und sie eben nicht. Sie hätte es auch abseits von Hollywood versuchen können, z.B. am Theater. Weinstein und Co. sind ja nicht die ganze Welt! Vielleicht war sie auch einfach nicht gut genug, oder hatte schlicht zu wenig Glück, dieses Schicksal ereilt viele Schauspieler. Wirklich berühmt werden die wenigsten, über die anderen spricht nur kaum jemand! Die Frau hadert mit den Männern im Allgemeinen und mit ihrer nie im ganz großen Stil gemachten Karriere im Speziellen, entsprechend neidisch ist sie auf Frauen wie Meryl Streep oder Jennifer Lawrence, die es geschafft haben. Jeder, der nicht genauso offensiv gegen Hollywood kämpft wie sie ist ihr Feind. Viele Frauen werden aber auch einfach diplomatischer herangehen als sie oder auch einfach nur nicht so viel Schlimmes erlebt haben, man weiß es nicht. Eine Karriere in diesem Haifischbecken hat nun mal ihren Preis, manche schaffen es, andere nicht. Um irgendwie noch im Gespräch zu bleiben nun also dieses Buch! Am System Hollywood wird es nichts ändern, und wer sich trotzdem dort vorstellt und dort Karriere machen will, muss sich der Gefahr bewusst sein! Ich wünsche Mc Gowan, dass sie damit abschließen und sich ein Leben abseits der Schauspielerei aufbauen kann. Sie sollte sich aber auch dringend von guten Therapeuten helfen lassen um ihr allgemein krasses Leben aufzuarbeiten.
AntwortenLöschenHallo,
Löschenda mögen manche Punkte richtig sein, aber gibt es den Menschen die Macht, andere zu mißbrauchen, nur weil man mehr, als nur ein normales Leben führen möchte? Ich finde diesen Punkt schlecht angeführt, und schon muss sich Frau wieder rechtfertigen, weil sie Karriere machen will? Weil sie unbedingt Schauspielerin werden will? Deswegen muss sie sich das gefallen lassen? Weil es normal ist? So jedenfalls klingt Ihr Kommentar!
Nein! Ich finde es richtig, dass sich endlich eine getraut hat, und den Mund augfgemacht hat, und am Ende die #metoo Bewegung ins rollen kam! Wieso sollen menschen in Machtposition damit davon kommen?
Davon abgesehen war im gesamten Buch nicht davon gesprochen, dass sie neidisch auf andere Kolleginnen war, vielleicht sollte wenigstens mal quer gelesen werden.
LG Anett.