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Über
dieses Buch:
„ Ihr
könnt uns die Worte nehmen, aber zum Schweigen bringen könnt ihr
uns nicht!
Als
die neue Regierung anordnet, dass Frauen ab sofort nicht mehr als
hundert Worte am Tag sprechen dürfen, will Jean McClellan diese
wahnwitzige Nachricht nicht wahrhaben - das kann nicht passieren.
Nicht im 21. Jahrhundert. Nicht in Amerika. Nicht ihr.
Das
ist der Anfang.“
Ich
habe mich sehr auf das Buch gefreut und wollte es unbedingt lesen.
Gleich beim lesen kam mir der Verdacht, dass es doch etwas von
Margaret Atwoods Roman „Der Report der Magd“ gemein hat. Zumal
ich das Buch erst kürzlich gelesen habe und mir noch vieles im
Gedächtnis geblieben ist..
Und
trotzdem ist das Buch „VOX“ anders.
Aber
auch hier stellt sich die Frage, wie kann es soweit kommen, dass
Frauen dermaßen unterdrückt und in die 50er Jahre zurück geworfen
werden? Es ist ein schleichender Prozess und es gibt zu wenige, die
kommen sehen, wohin es geht. Die Leute, für die klar ist, was auf
sie zu kommt, protestieren dagegen. Nach und nach werden die Rechte
der Frauen eingeschränkt, aber viele Frauen finden das gar nicht
schlimm. Natürlich ist es besser, dass der Mann arbeiten geht und
die Frau daheim bleibt, den Haushalt erledigt und die Kinder groß
zieht. Wah!!!! An dieser Stelle könnte ich immer wieder schreien.
Wieso haben die Frauen so lange für ihre Rechte gekämpft? Warum
existiert immer wieder dieses Weltbild (auch in der realen Zeit heute
existiert es bei vielen immer noch)?
Hier
wird auch aufgezeigt, was zum teil falsch lief. Die Protagonistin
Jean war viel zu sehr beschäftigt, um mit ihrer Freundin dagegen zu
protestieren, um ihre Freundin überhaupt ernst zu nehmen. Erst ist
sie mit dem Studium, dann mit dem Beruf, danach mit Mann und Kinder
beschäftigt. Jean ist politisch total unbedarft und geht noch nicht
mal wählen. Ja, und dann wird natürlich der gewählt, der das ganze
Drama ins rollen bringt.
Damit
zeigen sich deutliche Parallelen auch zur heutigen, realen Zeit
-finde ich. Es ist schon kurz vor zwölf, um politisch ohne Meinung
dazu stehen und sich dafür einzusetzen. Und es ist heute noch
wichtiger denn je, wählen zu gehen! Sonst sitzen einfach die
falschen Menschen an der Macht. Und Menschen mit Macht können echt
schlimm sein!
Nachdem
den Frauen das Recht zu sprechen entzogen wurde, geht es natürlich
in die nächste Generation. Mädchen wachsen schon damit auf, nicht
zu sprechen, was ich am entsetzlichsten von allem fand. Hier werden
Situationen gezeigt, die mir als Mama echt das Herz brechen – will
aber nicht spoilern und zuviel verraten.
Und
natürlich geht es zur Schule – Jungs und Mädchen schön getrennt
und auch haben sie verschiedenen Unterricht. So werden die Jungs
schon mal nach der neuen Form unterrichtet und bekommen schon in der
Schule eine Hirnwäsche. Ihnen wird impliziert, wie wichtig es ist,
dass die Frauen dem Mann untergeordnet sind, sie nichts zu sagen
haben und einfach nur funktionieren sollen.
Der
Sohn der Protagonistin fällt auf all dies herein und zeigt alsbald
seiner Mutter und seiner jüngeren Schwester, wo sie in der Familie
stehen.
Hier
hat die Autorin auch ganz klar aufgezeigt, was solche Regeln /
Gesetze / Verbote mit der Familie machen. Wie Familien darunter
leiden, dass die Frauen nicht kommunizieren können.
Das
alles hat mir wahnsinnig gut gefallen.
Auch
die rolle von Jean als Wissenschaftlerin, die sie einst war. Sie
betrieb Hirnforschung, um Menschen zu helfen, die ihre Sprache
verloren haben, demzufolge war sie eine der ersten, die ihren Job
verloren hatte.
Aber
genau dies kommt ihr zu gute, als sie nämlich dringend benötigt
wird. Aber auch hier möchte ich nicht zu viel verraten.
Aber
es gibt auch ein paar Kritikpunkte meiner Meinung nach.
(Hier gibt es nun Spoiler - für alle, die es nicht lesen wollen)
So
hat mir beispielsweise die Affäre von Jean mit ihrem italienischen
Kollegen Lorenzo so gar nicht gefallen. Ja, es brauchte etwas in der
Art, um zu dem Schluss zu kommen, der kam, aber ich finde, das hätte
man auch ohne Affäre schreiben können, ich brauch solche
Dreiecksgeschichten nicht.
Immer
wieder Jeans Vergleiche zwischen ihrem Mann Patrick und dem Liebhaber
Lorenzo gingen mir echt auf die Nerven.
****Spoiler Ende ****
Und
dann war da noch das Ende vom Buch. Das kam so schnell, es wurde viel
zu einfach abgehandelt, mir hätte da ein bisschen mehr Bäng viel
besser gefallen.
Alles
in allem finde ich das Buch sehr spannend, wichtig und empfehle es
auch wirklich weiter. Trotz der Kritikpunkte, die ja auch jeder
anders sieht. Aber das Thema finde ich einfach gut und wichtig.
Das
im realen Leben es keine so schnelle gemeinschaftliche Gesamtlösung
existieren würde sei mal dahin gestellt.
Manchmal
tun Büchern Ende ohne Happy End auch gut.
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/ Rezensionsexemplar VOX von Christina Dalchert S.Fischer Verlag / 15.08.2018 ISBN: 978-3103974078 Gebunden: 20,00 Euro E-Book: 16,99 Euro 400 Seiten |
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Weitere Meinungen zum Buch:
Anna -Ink of Books
Sternenbrise
Leselust
Tintenhain
KeJas Blogbuch
Liebsten Dank für die Verlinkung :-* Bist nun auch unter meiner Rezi zu finden!
AntwortenLöschenOhjaaaa, WHY? Warum die Affäre?! (Solltest du als Spoiler markieren, kommt erst sehr spät) und der Sohn hätte auch noch mehr in Erscheinung treten dürfen - dieser Konflikt zwischen Mutter und Sohn. Beim lesen selbst jedoch hatte ich dies gar nicht als Kritik, kam erst später - da stand Rezi schon :D
Und definitiv hat mich die Tochter auch berührt, Kapitel 7 wars oder? HUI
Liebe Grüße :-*
Vielen dank ebenfalls für die Verlinkung!
LöschenJa solche Affären brauch ich nicht wirklich in Geschichten, ich bin da echt eigen ;) Jean wäre ohne noch viel gestärkerter gewesen meiner Meinung nach!
Ohja, die Tochter....ich hätte heulen können!!!!
Liebe Grüße Anett