[Rezension] Zurück im Zorn – Christoph Heiden

Ani

Anetts Bücherwelt
Im beschaulichen Gollwitz brennt es in den 90er Jahren. Ein Feuerteufel treibt sein Unwesen. Ein Stall mit Schweinen, eine Toilette mit eingesperrten Hund. Dem Täter scheint es zu gefallen, dass noch Tiere involviert sind.

Aber dann brennt ein Wohnhaus und fast die ganze Familie kommt ums Leben.
20 Jahre später kommt die Überlebende – Anna – wieder in ihr Dorf zurück. Ausgerechnet an dem Tag, an dem der damalige Täter entlassen wurde. Keiner konnte ihm den Brand an Annas Elternhaus anlasten, denn er hatte ein Alibi, für die anderen Brände kam er in die Psychatrische Klinik.
Und Anna kommt nur zurück, weil sie Drohbriefe erhält, dass auch der Rest ihrer Familie getötet werden soll.


Anna kommt in ihr Heimatdorf und da scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Im brandenburgischen Land fühlen sich viele „abgehängt“, nicht richtig verstanden. Die Szenerie im Dorf Gollwitz empfand ich als düster und traurig. Die Menschen nahmen alles ziemlich hin, keiner machte sich irgendwelche Gedanken. Aber Schuldige, die gab es genug.
Anna sowieso, die war ja irgendwie komisch, als einzige Überlebende, und dann ist sie auch noch nach Berlin gegangen. Ihr Onkel, ihre Tante und ihr Cousin betreiben eine kleine Gästepension, die waren auch komisch für alle Bewohner – denen scheint es als einzige gut zu gehen. Ein schuldiger ist auch der ehemalige Polizist Willy Urban. Ist er mit seinen schlechten Ermittlungen schuld, dass drei Menschen sterben mussten. Und dann der Brandstifter. Martin Berger. Der ist ja sowieso schuld, und noch bevor er entlassen wird, steht er im Dorf am schwarzen Brett.

Willy Urban ist sich auch nach 20 Jahren sicher, er kann dem Brandstifter mittlerweile den dreifachen Mord anlasten. Denn Martin Berger hatte für diese Nacht ein Alibi und so blieb diese Tat über all die Jahre unaufgeklärt. Und trotzdem ist sich jeder sicher, dass es Martin war.
Willy ist mittlerweile Rentner, und nachdem seine Frau verstorben ist, ist er auch nicht mehr ganz auf dem Posten. Mal vorsichtig ausgedrückt. Er hat ein massives Alkoholproblem und seine Wohnung versumpft auch nach und nach komplett. Mit solchen Alkoholkonsum habe ich ja immer wieder ein Problem in Büchern. Wieso müssen die immer so viel trinken? Immer und immer wieder das Gleiche – und so richtig gut finde ich das wirklich nicht. Die werden doch wirklich nicht ernst genommen, schrecklich. Für mich macht es solche Ermittler immer etwas mehr unsympathisch. Noch dazu war Willy in seiner Art eh kein sympathischer Protagonist.

Aber auch der Rest der Dorfbewohner war alles andere als sympathisch. Nicht einer, wo ich dachte: Ach toll. Besteht so ein Dorf zu 100% aus Pessimisten, abgehängten und verbitterten Menschen? Weil andere habe ich nicht kennen gelernt.
Selbst Annas Familie, die es ja doch zu etwas „gebracht“ hat fand ich so verbittert, die Heiterkeit des Cousins wirkte aufgesetzt. Und keiner hat es wirklich gut gefunden, dass Anna plötzlich wieder aufgetaucht war.
Wobei auch Anna nicht gerade die sympathischste war, der ich aber die ganze Sache abgekauft habe. Mit so einem Hintergrund zurück in die Heimat – das erfordert viel Mut.

Die eigentliche Ermittlerarbeit lief nebenher, als Leser fand ich alles ziemlich spannend, denn der Schreibstil ist wirklich gut. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, man drehte sich immer wieder im Kreis. Aber wie gesagt, da es eher ein Thriller der ruhigen Art ist, keineswegs ist er blutrünstig, hat es mir gut gefallen. Man war gezwungen nachzudenken. Was war vor 20 Jahren wirklich passiert?

Zurück im Zorn ist ein Thriller, der mir gut gefallen hat. Zerbrochene Existenzen und ein Dorf am Abgrund – wie der Klappentext verspricht. Und was ich ganz besonders gut fand, war das Ende. Das war wirklich unerwartet und das finde ich dann wieder spitze! Man konnte nicht voraus ahnen, was bis zum Schluss passiert.

Liebe Grüße
Anett.

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Vielen Dank an den Gmeiner Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

3 Kommentare:

  1. Sie haben eine großartige Website. Ihre Vorschläge sind für mich sehr wertvoll. Ich folge dir regelmäßig. Vielen Dank.

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  2. Liebe Anett,

    vielen Dank für die interessante Rezension!
    Ich kann dir bei deinen Beobachtungen zum Pessimismus in solchen Thriller-/Krimi-Dorfgemeinschaften nur zustimmen. Das ist mir schon bei einigen Romanen aufgefallen, wahrscheinlich ist es aber dem Punkt geschuldet, dass die Stimmung ja möglichst düster sein soll und was wäre da seltsamer als Menschen, die...glücklich sind ;-) Ist ein bisschen unrealistisch, aber das macht die Geschichte manchmal noch spannender.

    Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen,
    Isa

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    1. Liebe Isa,
      das stimmt wohl - und im Grunde war die düstere Stimmung genau passend für den Roman und auch wichtig!

      Liebe Grüße Anett.

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