[Rezension] Schweig! - Judith Merchant

 

Anzeige / Rezensionsexemplar
Kiepenheuer und Witsch Verlag - 09.September 2021
978-3462001334
Paperback - 352 Seiten - 15,00€ 
E-Book - 12,99€

Einen Tag vor Heiligabend fährt Esther zu ihrer Schwester in den Wald, um sie zu besuchen. Wie jedes Jahr. Und wie jedes Jahr graut ihr vor dem Besuch. Ihre Schwester hat sich verändert, sie ist ungesellig und weshalb Sue ganz allein in diesem großen Haus mitten im Wald lebt, weiß sie auch nicht. Eigentlich wollte Esther nur das Geschenk und eine Flasche Wein vorbei bringen, aber dann bleibt sie doch, und als sie sich endlich entscheidet wieder zu gehen, wird sie wegen eines Schneesturmes festgehalten.

Eigentlich eine liebe Geste von Esther, aber nichts ist, wie es scheint, denn die Wirklichkeit ist eine ganz andere.

Meine Gefühle passten nicht zu dem Verhalten der anderen. Es war ein Gefühl, das ich nur zu gut kannte. Es hatte mich meine ganze Kindheit hindurch begleitet, aber jetzt war ich erwachsen.

Ich musste hier raus.

(Kapitel: Sue, letztes Jahr – 50%)

„Schweig!“ hat mich genauso umgehauen, wie das erste Buch der Autorin „Atme!“ Eigentlich hat man anfangs eine klare Meinung, wer von den beiden Schwestern was charakterisiert, wer die Gute und wer die Böse ist. Aber innerhalb der Geschichte gibt es immer wieder Wendungen, die mich einfach sprachlos gemacht haben. Immer wieder gibt es Kapitel, die aus der Vergangenheit erzählen, als die Schwestern noch Kinder waren, aber auch vom letzten Weihnachtsfest, wo irgendwas vorgefallen sein musste. Die beiden Schwestern können unterschiedlicher nicht sein, und doch haben sie beide eine jeweils andere Sichtweise, als was sie widerspiegeln. Es ist total verzwickt und dies hielt den Spannungsbogen so hoch. Da sitzen die beiden nun bei Tee in Sues Küche, erzählen oder schweigen, aber alles sagt so viel! Es ist so gut!

Von Seite zu Seite sieht man diese toxische Beziehung genauer und als das Ende in Sicht kommt, kommt der nächste Schock, die nächste Wendung. Das Ende ist so ungewohnt, damit hatte ich in keinster Weise gerechnet und ich weiß bis jetzt noch nicht, ob ich das gut finde oder nicht.

Das Buch hat mich ziemlich berührt, auch wenn es manchmal auch nervte, man das Gefühl hatte, alles dreht sich im Kreis. Es ist ein Psychodrama, das ich nicht aus der Hand legen konnte und am Ende mich zwiespältig zurück lies. Genauso erging es mir bereits in „Atme!“ und nun wusste ich auch wieder warum. Aber genau solche Bücher mag ich, die mich nachdenklich zurück lassen. Ich denke, ich würde auch ein nächstes Buch der Autorin lesen!

Anett