{Rezension} Das Leuchten der Erinnerung (Michael Zadoorian)

Ani

Darum geht es

Ella macht sich nichts vor. Sie selbst ist schwer krank und ihr Mann John zu senil, um zu wissen, welchen Tag wir heute haben. Ob es eine gute Idee ist, sich mit über achtzig einfach in ein Wohnmobil zu setzen und über die Route 66 nach Disneyland zu türmen? Natürlich nicht. Doch soll es das tatsächlich schon gewesen sein mit dem Leben? Ella ist die Wächterin der Erinnerungen und die Hüterin der Straßenkarten. Und sie werden losfahren - auch wenn sie nicht weiß, ob die Reise sie ans Ziel oder vielleicht doch ans Vergessen führt.


Meine Meinung zum Buch
Gegen die Meinungen der Ärzte und ihrer Kinder machen sich die todkranke Ella und ihr dementer Mann John auf in einen Urlaub. Dieser soll Erinnerungen an ihr Leben wach rufen und überhaupt will sie einfach noch einmal mit ihrem Mann im Urlaub sein und versuchen, ihn zu erleben, wie er vor der Krankheit war.

Also machte ich mich mit den beiden im Wohnmobil auf, quer von Detroit nach Kalifornien über die Route 66. Freunde von mir haben diese bereits befahren und auch mein Traum ist das eines Tages, diese mal entlang zu fahren.
Natürlich ist nicht mehr allzu viel der alten 66 über, dafür gibt es jede Menge Diners am Rand, die alte Requisiten der 66 haben und allesamt Route 66 Diner heißen. Hier begleite ich Ella und John zu verschiedenen Museen und Campingplätzen, manchmal auch ein Hotelzimmer.

Aber viel mehr, als die Sehenswürdigkeiten nahm Ella mich mit in ihre Gefühlswelt und in ihr vergangenes Leben. So dachte sie viel an ihre Kinder, an ihre wundervolle Ehe und ihr Leben. Und ich lernte eine achtzigjährige Frau kennen, die immer noch mutig war. Auch John hat immer wieder helle Momente, erkennt seine Frau, kramt uralte Erinnerungen hervor, nicht selten standen mir Tränen in den Augen.

Wenn man älter wird, schätzt man diese Gleichförmigkeit, sehnt sich danach. Deine Kinder verstehen das nicht.Sie wollen immer alles verändern, die Dinge erneuern, die für dich bequem und vertraut sind, wie dein gut eingefahrenes Auto oder den Wasserkessel, der klappert, wenn er kocht. Doch diese Gleichförmigkeit ist auch eine Falle. Sie ist Teil deiner sich verengenden Welt, der Tunnelblick des Alters. Wenn dir dann etwas abwegiges widerfährt, fällt es dir schwer, es als etwas Gutes anzusehen. Und das bedeutet, dass du einen perfekten Augenblick nicht immer erkennen kannst oder dich auch nicht an einen Ort begibst, wo dir ein solcher widerfahren kann. Manchmal gibt es auch einen perfekten Augenblick, ohne das du es mitkriegst.“
Seite 112/113

Ich habe vieler solcher Stellen im Buch markiert, einfach weil sie mir so richtig erschienen. Da meine Eltern / Schwiegereltern selbst fast dieses Alter haben und an diversen Krankheiten leiden, habe ich hier so vieles erkannt, was auf uns mehr oder weniger zutrifft. Und das gab mir wirklich zu denken.
Ella und John sind ein wunderbares Paar, auch wenn John nicht mehr vieles seiner Ehe weiß, wenn er allerdings in klaren Momenten aufwacht merkt man es so deutlich, wie sehr er seine Frau auch immer noch liebt!

Sehr gut hat mir auch der besondere Witz im Buch gefallen. Ella sieht jetzt im Alter vieles anders und kann über einiges nur noch Späße machen. Sie ist so humorvoll und das tat dem Buch auch sehr gut, sonst wäre man als Leser wahrscheinlich rettungslos in die Traurigkeit gestürzt.

„ „Ich sehe aus wie das Wrack der Hesperus“, murmelte ich. John drehte mir den Kopf zu. „Ich finde, du siehst schön aus.“ Ich betrachtete meinen Ehemann. Es ist eine Ewigkeit her, dass er etwas in der Art zu mir gesagt hat. Ich denke daran, wie ich mich nach seinen Komplimenten verzehrt, wie ich sie ihm geglaubt habe und wie sie mich davor bewahrt haben, beim Blick in den Spiegel zu erschauern.
Du redest Blödsinn“, sagte ich und spiele ein Spiel von vor langer Zeit.
Das stimmt, aber ich finde dich noch immer schön.“
Dieser verdammte Mann. Zum Teufel mit ihm, dass er mich noch immer liebt, selbst jetzt.“
Seite 122 / 123

Und so begleite ich die beiden auf eine Reise gen Disneyland und schaue mit ihnen zurück auf ihr Leben, und was ich sehe und lese hat mir so gut gefallen, trotz, oder vielleicht gerade wegen des ernsten Themas.

Mein Fazit zum Buch
Eine wirklich bittersüße Geschichte, die mich, als ich das Buch beendet hatte traurig und glücklich gleichzeitig zurück gelassen hat. Das Buch hat mich selbst tief bewegt und klingt jetzt noch nach. Ich bin froh, mich für das Buch entschieden zu haben.





HarperCollins Verlag | 20.Dezember 2017 | 304 Seiten |
Broschiert 12,99€ | E-Book 8,99€




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