[Rezension] Frei.Luft.Hölle. Mein Selbstversuch den Outdoor-Wahnsinn lieben zu lernen - Are Kalvo

Anetts Bücherwelt

Ich habe in den letzten Jahren viele Freunde an die Natur verloren. Lustige Leute, die früher mit in die Kneipe gegangen sind. Jetzt stehen sie früh auf, fotografieren eine Skispur, posten das Bild und schreiben dazu: „Super Tag im Freien.“ Das ist das Beste, was sie jetzt hinkriegen.

So beginnt das Buch des norwegischen Comedian Are Kalvo.

Ein Norweger, der nicht in die Natur will? Und da nicht die Freiheit fühlen möchte? Die Ruhe der Natur? Nein? Wie kommt das? Und wieso will er das nicht?

Das Buch geht dem Outdoor-Wahnsinn auf die Spur. Natürlich gehe auch ich oft in die Natur, besonders in unserem Urlaub gehen wir auch gern wandern. Einfach raus. Ich finde das gut. Aber ich weiß auch, dass das raus gehen und das in die Natur gehen in den letzten Jahren besonders viel Zuspruch erfahren hat und es auch viele gibt, die dies besonders celebrieren. Ich bin ein Urlaubswanderer, das müssen auch keine Gewalttouren sein, ich liebe es ruhig und nicht allzu lang.

Und genau dem geht Are Kalvo in seinem Buch auf den Grund. Wieso lieben die Leute das so? Und vielleicht ist ihm ja bisher irgendwas entgangen?

Aufgewachsen ist er im ländlichen, war viel in den Bergen, auch auf den Skiern. Es ist keinesfalls so, dass er ohne Natur groß geworden ist. Nur hat er sich geändert - er geht zu gerne unter Leuten, geht gerne in die Kneipen und muss dafür am liebsten in der Stadt sein.

Also macht er nun den Selbstversuch. Kleidet sich als erstes neu ein – das alleine schon fand ich so lustig geschrieben und erzählt, seine ersten Erfahrungen mit den Outdoor Menschen. Als er das hinter sich hat, sich eine Route heraus gesucht hat und dann auch seine Begleitung überreden konnte, ging es los.

Natürlich hat er auch schon vorher mit vielen Menschen gesprochen, warum machen sie das, geht dem Ganzen von Grund auf auf den Grund. Sehr erfrischend, was da zum Teil heraus kam.

Sein erster Versuch war eine 7tägige Bergwandertour nach Jotunheimen. Der wohl bekanntesten norwegischen Bergwandertour. Erfahrene Wanderer belächeln dies wohl nur.

Was nun folgt ist so eine herrliche Tour, die in allen möglichen und unmöglichen Einzelheiten erklärt wird. Tränen habe ich mitunter gelacht – es war einfach zu schön! Wie der Autor es wirklich verstehen wollte, sich wirklich in die Menschen hinein versetzen wollte.

Am Ende gab es auch eine Erkenntnis, aber da möchte ich nicht zu viel vorneweg nehmen.

Um den ganzen noch den i – Punkt aufzusetzen, machte der Autor eine zweite Tour. Im Winter. Mit Ski. Er nahm sich wieder seine Begleiterin und noch ein befreundetes Paar, und gemeinsam machten sie eine Hüttentour.

Und auch diese war wieder mit dem ganz eigenen Humor des Autors gespikt.

Für mich war es eine sehr lustige, aber auch lehrreiche und unterhaltsame Lektüre, ein Mischung aus Sachbuch, Reisebericht und Satire.

Ein Buch voller Ironie und Situationskomik, aber auch hält der Autor uns den Spiegel vor. Wieso gehen wir in die Natur und machen haufenweise Fotos? Für Instagram? Aus Langeweile?

Auf jeden Fall versucht er wirklich jede Seite zu beleuchten.

Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, das Buch zu lesen!

Hier nochmals vielen Dank an den DuMont Verlag für das Bereitstellen des Rezensionsexemplares.

Weitere Rezensionen:

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Habt einen guten Tag,

Anett.

Anzeige / Rezensionsexemplar

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