Anetts Bücherwelt |
Zu
dem Thriller habe ich allein wegen des Klappentextes gegriffen.
Organhandel mit Verbindung zu einer Klinik in Chile. Diese Clinica
Bavaria ist gelegen in der Colonia Rhein, die ja bekanntermaßen von
ehemaligen Nazi-Deutschen in Süd Chile errichtet wurde. Das
versprach spannend zu werden.
Nach
der Leseprobe (zum Glück habe ich sie gelesen, denn so war ich
vorgewarnt, dass es auch um Kinder gehen wird) war ich überzeugt,
dass ich genau das Buch lesen wollte.
Anfangs
lernen wir so viele verschiedene Charaktere kennen, ich wusste
manchmal echt nicht, wer jetzt wer war. Das waren mir mitunter echt
zu viele. Aber als es dann weiter ging, wurde so langsam aussortiert
und man bekam eine Ahnung, wer jetzt wirklich wichtig war.
Anfangs
beginnt alles mit dem Überfall auf einen exklusiven Uhrenladen.
Jedoch werden keine Uhren entwendet, sondern die Kundenliste. Was die
Besitzerin des Ladens dazu bringt, keine Anzeige zu erstatten.
Nicolas, der diese Liste an sich gebracht hat, ist nur darauf aus,
reiche Geschäftsmänner zu entführen und Lösegeld zu erpressen.
Wovon auch da anfangs die Polizei nichts mitbekommt, da keiner
Anzeige erstattet. Nicolas braucht das Geld, um mit seiner
autistischen Schwester irgendwo neu anzufangen.
Allerdings
hat er noch einen Kumpanen, der nicht daran denkt aufzuhören. Er
will in der örtlichen Mafia mitmischen, will Respekt von ihnen und
das schnelle Geld. Allerdings muss man ehrlich sagen, dass er nicht
der Hellste ist und das Klischee eines schießwütigen Gangsters ohne
Hirn aber mit Muskeln verkörpert. Wie oft habe ich mich über ihn
und das Klischee was er erfüllt geärgert!
Irgendwann
erscheint die Polizistin Vanessa Frank auf der Bildfläche, die
natürlich sofort alles erkennt. Oder wenigstens schneller, als alle
anderen. Vanessa hat eine Trennung hinter sich, ertränkt alles in
Alkohol (Achtung! Klischee Nr.2!) und ist suspendiert, nachdem sie
betrunken Auto gefahren ist und erwischt wurde. Außerdem will sie
sich keinesfalls psychologisch helfen lassen.
Pluspunkte
bekommt sie von mir bei ihrer Arbeit in einem Asylbewohnerheim. Wobei
sie für mich auch in dieser Arbeit einfach unnahbar bleibt. Mir
fehlt bei ihr einfach ein bisschen Einfühlungsvermögen, ein
bisschen Sensibilität. Aber irgendwie ist sie zu diesem Zeitpunkt
einfach nur verbittert.
Ein
letzter wichtiger Charakter in diesem Buch ist Carlos.
Er
ist der Kartellboss der Colonia Rhein, hat alles von seinem Vater
übernommen und führt es auch wie der typische Boss. Er nimmt sich,
was er will, zeigt sich jedoch so großzügig den Bewohnern
gegenüber. Ganz schlimm wurde es für mich, als er sich die junge
Consuelo nahm. Die Tochter seiner ehemaligen Geliebten. Und sie ihm
einfach hilflos ausgeliefert war.
Alles
in allem viele Klischees die das Buch umfasst.
Die
Geschichte an sich ist spannend und rasant, es passiert recht viel
und man fühlt sich gut unterhalten.
Allerdings
hatte es für mich auch viel von einem Hollywood Action Film. Vanessa
Frank, die eigentlich suspendiert ist, zieht mit einem Ex-Militär,
der unter Mordverdacht steht, nach Chile um quasi im Alleingang einen
Kartellboss zu Fall zu bringen. Das ist schon ziemlich heftig.
Ich
habe mir mehr erhofft, zum Thema Organhandel, aber das verkam
eigentlich nur noch zu einer Randnotiz. Und alles in allem war ich
doch ein wenig enttäuscht, auch wenn mich das Thema so interessiert
hat.
Spannend
war es und überzeugen konnte mich Nicolas, er war am meisten das,
was man einen normalen Buchcharakter nennt. Ohne zu viel Klischees.
Hin
und wieder konnte mich die Geschichte überzeugen und es gab ein paar
Wendungen, die ich wirklich gut fand.
Für
mich ein Thriller, der durchwachsen war, von dem ich mehr erwartet
habe.
Habt
einen schönen Tag
Anett.
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/ Rezensionsexemplar
Tropen
Verlag / ISBN: 978-3608504392 / 22.Februar 2020
Broschiert
– 492 Seiten – 17,00€
E-Book
– 13,99€
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