[Rezension] Alles Arschlöcher überall – Jan Bratenstein

Ani

 

Anzeige / Rezensionsexemplar
Carpathia Verlag - 17.März 2022
978-3986300005
Gebundenes Buch - 344 Seiten - 25,00€

Das Buch fand ich auf den ersten Blick mit dem Titel schon mal sehr lustig und dachte, da lese ich doch mal nach, um was es geht. Jeder hat doch mal so Tage, wo er glaubt, nur von Arschlöchern umgeben zu sein. Aber was hat es in dem Buch damit auf sich? Also schnell mal die Beschreibung beim Carpathia Verlag rausgesucht und siehe da, genau mein Beuteschema! Spätestens jetzt wusste ich, das Buch muss ich dringend lesen, denn darum geht es:


Es ist ein denkbar schlechter Abend, das Café Exquisit zu besuchen: Nach einem schweißtreibenden Konzert sucht und findet Klarinettist Tom Peter den scheinbar genau richtigen Ort, um in guter Gesellschaft das verbliebene Bühnenadrenalin mit Bier auszuwaschen. In Windeseile lernt er Enno, Borste und den Arschbären kennen, versteht sich prächtig mit den ansässigen Saufnasen und fühlt sich eigentlich pudelwohl.

Doch es gibt auch Kneipenbesucher mit einer anderen Agenda. Die Stimmung kippt, als Toms Instrument als Flaschenöffner missbraucht wird und die xenophoben Kickerspieler zu einer böswilligen Belagerung des Cafés mobilisieren. So bleibt den Belagerten nichts anderes übrig, als sich vor der blutrünstigen Meute zu verschanzen, ihre Todesängste weiter mit Alkohol zu betäuben und nach einem Plan zu suchen, um diese lange Nacht irgendwie zu überstehen.

(Quelle: Carpathia Verlag)


Und so begleite ich Tom ins Café Exquisit und lerne mit ihm ein paar neue Leute kennen. Es macht Spaß und die Leute sind witzig, aufgeschlossen und sehr durstig. Als jedoch andere Leute das Café betreten, ist die Stimmung angespannt und kippt mehr und mehr. Es sind die hiesigen Nazis, vertreten unter anderem mit einem Stadtrat. Der versucht sich (typisch) gut bürgerlich zu geben, seine Anhänger sind da eher weniger mit Worten unterwegs. Eins führt zum anderen, bis es soweit ist, dass die Nazis das Café verlassen, aber davor Stellung beziehen und zu einer Belagerung des Cafés aufrufen. Dem Aufruf folgen alle ortsansässigen Nazis und so kommt es zu einer Belagerung, die die ganze Nacht gehen soll.

Aber eigentlich geht es den Belagerten doch recht gut – von ihren Ängsten, was da noch kommt, mal abgesehen: Sie haben es warm, sie haben genug zu trinken und einen Pizzaboten kann man sich doch eigentlich auch bestellen. Und so lernen wir die Menschen etwas näher kennen, ich hatte das Gefühl, mitten unter ihnen zu sitzen. Es macht Spaß und es war so humorvoll, und doch ein Thema, das es ernst zu nehmen gilt. Immer wieder gab es Passagen im Buch, die mir sofort ins Auge gesprungen sind, die so gut waren!


>> Die töten all den Spaß, die machen einfach alles kaputt. Es gibt einfach überhaupt keine Schönheit mehr auf der Welt, wo die rumspazieren. Deshalb habe ich wahrscheinlich ein bisschen überreagiert. Aber Nazi sein ist einfach furchtbar. <<

(Seite 274)


Ein Buch, das mich aus meiner Leseflaute gerissen hat, das gut geschrieben ist, mit Menschen, die man so überall erleben kann, da kann es die nette Rentnerin von nebenan sein, die sich plötzlich als waschechte Nazi outet, oder der ruhige Trinker in der Kneipe, der plötzlich zu reden beginnt. Ich bin begeistert von den Menschen im Buch, es ist, wie es in jeder Kleinstadt sein könnte.

Dazu ein Schreibstil, der mit Wortwitz und tollen Humor daher kommt, und irgendwann im Buch begreift jeder, ja, alles Arschlöcher hier überall!


Ein schöner Beitrag ist auch im Magazin „Schöne Bücher“ erschienen, in dem man mal nachfragt: Darf ein Buchtitel das Wort „Arschloch“ enthalten? Nachzulesen ist es → Hier.


Vielen Dank für das tolle Buch, es hat mich sehr gut unterhalten und ich kann es so sehr empfehlen!


Anett



2 Kommentare:

  1. Liebe Anett

    Oooohh, das klingt guuuuut, aber die arme Klarinette... ;-)

    Ich werde mir das Buch auf jeden Fall näher ansehen. Dass es dich aus deiner Leseflaute gerissen hat, macht Hoffnung. Und den verlinkten Artikel werde ich mir auch gleich einmal ansehen. Danke fürs Heraussuchen.

    Ganz liebe Grüsse
    Livia

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    1. Liebe Livia,
      ohja, die Klarinette! Die wurde aber ernsthaft verteidigt :) Um dir da die Angst zu nehmen :) Auch jetzt im Nachhinein kann ich noch sagen, dass das Buch echt super war!
      Liebe Grüße
      Anett

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