[Rezension] Der Zopf - Laetitia Colombani

Ani
Anetts Bücherwelt


Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente – diesselbe Sehnsucht nach Freiheit.

Ergreife dein Glück – überall auf der Welt kannst du es finden!
Drei Frauen und ihre Geschichte, auf drei unterschiedlichen Lebenswegen – ich war gespannt, was mich erwartet.


Und was für ein Buch! Als ich das ausgelesen hatte, musste ich es erst einmal zur Seite legen und konnte so gar kein anderes Buch zur Hand nehmen, sondern musste diese Geschichte erst einmal setzen lassen.
So viele Sätze und Zitate, die ich als erwähnenswert fand und aufgeschrieben habe, markiert habe, und dann festgestellt habe, ich würde das ganze Buch erzählen. Ich muss mich selbst einkürzen! Also brauchte ich für diese Besprechung auch etwas länger zum nachdenken.

Erst einmal die Geschichte der drei Frauen.
Da haben wir als Erstes Smita. Sie lebt als eine der Unberührerbaren in Indien. Das heißt:

Keiner Kaste zugehörig, im System nicht vorgesehen, jenseits von allem. Eine gesonderte Art von Mensch, als zu unrein betrachtet, um mit anderen in Berührung zu kommen. Unwürdiger Abschaum, den man bedacht auf Abstand hält, wie man Spreu von Weizen trennt.
(Seite 13)

Allein schon diese Bezeichnung fand ich so schlimm!
Und Smita hat wirklich nichts, und das Wenige was sie besitzt, will sie in die Bildung ihrer Tochter stecken, denn diese würde wie Smita selbst enden, als Schmutzsammlerin.
Das möchte die starke Smita aber nicht, sie weiß,wie schwer man es als solche hat, wenn man vielleicht noch dazu nicht so einen guten Mann abbekommt, wie Smita.
Diese Beschreibungen, von einem Leben in Indien als Unberührbaren, was diese Frauen hinnehmen müssen, weil sie einfach nichts wert sind in dieser Gesellschaft, das hat mich so tief berührt und ich war entsetzt. Ja, ich wußte vieles bereits, aber das noch mal in so einer klaren Sprache zu lesen – ich war manches mal zu Tränen gerührt und tat mich schwer, in dieser Geschichte weiter zu lesen. Was sich aber definitiv gelohnt hat!

Dann lernte ich Giulia kennen.
Sie lebt in Palermo, Sizilien und ist die jüngste Tochter eines Perückenmachers. Ihr Vater besitzt die letzte Perückenfirma, die mit echten, sizilianischen Haaren arbeitet. Als ihr Vater verunglückt und sie in seinen Papieren nach Unterlagen sucht, stellt sie fest, dass die Firma am Ende ist. Giulia liebt die Firma und sie arbeitet so gern da, und dann gibt es noch die Frauen, die ebenfalls da seit vielen Jahren arbeiten, für die sie eine Art Verantwortung hat.
Und ihre Familie, sie würde bei einem Bankrott ihr Haus verlieren.
Giulia muss stark sein und sich Gedanken machen, wie es weiter gehen soll.
Und dabei lernt sie auch einen Mann kennen, der so anders ist und in den sie sich Hals über Kopf verliebt, was aber keine richtige Zukunft hat.

Sie hat in der Nacht von ihrem Vater geträumt. Als Kind gab es für sie nichts Größeres, als ihn auf seinen Touren zu begleiten. Frühmorgens stiegen sie zusammen auf seine Vespa, sie durfte vorn sitzen und auf seine Knie klettern. Kaum fuhren sie los, spürte sie den Wind in den Haaren, sie liebte dieses berauschende Gefühl von Freiheit und Grenzenlosigkeit, das die Geschwindigkeit in ihr auslöste.
(Seite 57)

Und als dritte im Bunde lernen wir Sarah aus Montreal kennen. Eine starke Frau, die Karriere gemacht hat! Für mich persönlich die Frau, mit der ich anfangs am wenigsten klar kam.
Sie hat zwei Kinder, ist zweimal getrennt, da keiner mit ihr und ihrer Karriere klar kam. Sie ist keinesfalls ein Muttermensch hat man das Gefühl, verpasst einfach viel zu viel im Leben ihrer Kinder. Und das alles für eine Karriere. Bei der sie ihre Familie einfach außen vor lässt.
Bis sie ein Schicksalsschlag ereilt und sie irgendwann gezwungen ist, umzudenken.

Heute ist alles geplant, durchorganisiert, einkalkuliert. Improvisation? Fehlanzeige. Die Rolle ist gelernt, geprobt und wird gespielt, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, das ganze Jahr. Mutter, Führungskraft, Powerfrau mit Sexappeal, It-Girl, Superheldin – die Etiketten, mit denen die einschlägigen Magazine Frauen wie sie versehen, sind zahlreich und wiegen tonnenschwer.
(Seite 35)

Viel mehr möchte ich zu dem Buch gar nicht verraten.
Es sind drei starke Frauen, jede auf ihrer Art muss kämpfen für sich und ihre Träume. Ich finde, das ist ein Buch, welches ich jeder Frau empfehlen kann, ein Buch über starke Frauen, die mich berührt haben – alle drei!
Ein wirklich starkes Buch!

Weitere Meinungen zum Buch:




Habt einen guten Tag, Anett.

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S.Fischer Verlag\ 21. März 2018\ISBN 978-3103973518\
288 Seiten\ Gebundenes Buch 20,00€ - E-Book 9,99€





4 Kommentare:

  1. Liebe Anett,
    danke für die Verlinkung!
    Die Geschichte packt mich noch heute....ich fand den Teil um Smita auch so unbeschreiblich und ich habe so mit ihr mitgelitten. Ihr Teil ist so stark geschrieben. Ein wunderbares Buch!
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Gerne liebe Martina.
      Ja das stimmt, Smita hat mich auch tief berührt!
      Hab einen schönen Tag
      Anett.

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  2. Liebe Anett,
    bin ja immer froh wenn ein Buch, das mir nicht gefallen hat, andere Leser*innen begeistern konnte! Das ist ja das Schöne an Literatur: für jeden ist was dabei. :-)
    Ganz herzlichen Dank für die Verlinkung!
    Liebe Grüße vom monerl

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