[Rezension] Die spürst du nicht – Daniel Glattauer

Ani

 

Anzeige / Rezensionsexemplar
Hanser Verlag - 20.März 2023 
978-3552073333
Gebundenes Buch - 304 Seiten - 25,00€

Lange Zeit ist es ruhig um den Autoren gewesen. Nun bringt er sein neues Buch raus. In „Die spürst du nicht“ setzt er sich mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinander, erzählt diese in einem leichten und lockern Stil. Aber das Buch ist alles andere als leichte Kost. Und auch wenn ich nicht alles als perfekt bezeichnen kann, so ist mir das Buch doch lange noch nach gegangen und hat mich berührt.



Zwei Familien aus der gehobenen Mittelschicht wollen in der Toskana Urlaub machen. Zum einen das Winzerehepaar Binder, zum anderen die Politikerin Elisa Strobl-Marinek und ihr Mann Oskar, eigentlich Dozent an der Uni, aber eigentlich nur ein Besserwisser. Zusammen mit ihren Kindern wollen sie einen schönen Urlaub in einem Ferienhaus machen. Damit sich die 14jährige Sophie Louise nicht langweilt, wird nach einigem Hin und Her ihre Schulfreundin Aayana mitgenommen. Aayana ist ein Flüchtlingskind aus Somalia.


Früher als ich angenommen habe, kommt es auch im Buch zur Katastrophe und eigentlich befasst sich die Geschichte mit dem Umgang nach eben jener Katastrophe. Dabei wirft der Autor relevante Fragen zu Themen wie Asyl, Migration und Doppelmoral auf. Dies schreibt er hier in einem flüssigen Schreibstil und bringt dazu, als Stilmittel, Pressetexte und Kommentare darauf mit ein. Das fand ich ziemlich gelungen, aber auch oft sehr überspitzt, was aber auch nicht schlecht war, für mich machte es die Geschichte erst so richtig rund.

Die beiden Ehepaare waren mir gelinde gesagt ziemlich unsympathisch, sie fand ich egoistisch, oberflächlich und teils unausstehlich in ihrem Alltagsrassismus. Nach der Katastrophe waren die Erwachsenen alle nur mit sich selbst beschäftigt, keiner fand Zeit und ein offenes Ohr für die Kinder oder gar die Familie von Aayana, was mich ziemlich betroffen hat.

Da ist es auch kein Wunder, dass sich die einstmals fröhliche und umgängliche Sophie Louise mehr und mehr verschloss und für ihre Familie mitunter unerträglich wurde. Trotzdem kam keiner mal auf die Idee, nach dem Hintergrund zu fragen.


Die Charaktere und deren Egoismus war für mich manches mal nur schwer zu ertragen, trotzdem fesselte mich das Buch. Auch störte mich, dass die jüngeren Kinder allesamt in Obhut woanders hingegeben wurden und man von ihnen gar nichts mehr lesen konnte. Sie sind aufgrund ihres jungen Alters einfach außen vor gelassen wurden, so als hätten sie mit dem Tod von Aayana keine Probleme. Aber andererseits waren die Probleme, die Sophie Louise hatte und wie sie mit diesen umging auch genug, denn das hat mich ziemlich mitgenommen.


Alles in allem ist das auf jeden Fall ein Buch, welches im Gedächtnis bleibt, aber auch ein Buch, über das man diskutieren kann, denn ich habe nun schon oft gehört, dass es gefällt oder eben nicht. Es gibt kaum Meinungen für zwischendrin. Ich bin froh, dass ich es gelesen habe und mir eine eigene Meinung machen konnte, denn alles in allem ist das ein wirklich gutes Buch!


Anett


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