Anetts Bücherwelt |
Mit
„Toter Schacht“ ist im Emons Verlag ein Regionalkrimi erschienen,
der hier in meiner Gegend spielt. Deswegen bin ich darauf aufmerksam
geworden und deswegen wollte ich ihn auch lesen. Regonalkrimis gibt es ja mittlerweile von überall, aber rund ums Chemnitz oder das
Erzgebirge habe ich noch keine interessanten gesehen. Vielleicht
haben sie sich mir auch nur noch nicht gezeigt?
Egal,
hier jedenfalls spielt der Krimi in Annaberg-Buchholz, einer
Kleinstadt im Erzgebirge. Bekannt durch erzgebirgische Kunst,
Schwibbögen, Weihnachtspyramiden und Postkartenidylle. Aber auch
durch Uranabbau und Bergmänner.
Außerdem
angesprochen haben mich die Hintergründe zu dem Krimi.
Zwangsenteignung in der DDR, gerade 1972, als die letzten privaten
Betriebe unbedingt noch in staatliche Hand übergehen sollten. Dazu
hat man hier auch unheimlich viel Hintergrundwissen erlangt und ich
fand das super interessant.
Es
gab bis dahin im Erzgebirge eine starke, international vertretene
Privatwirtschaft in der Textilbranche. Und da ich mich gerade extrem
mit dem Thema beschäftige, hat mich das auch besonders gereizt.
Schliesslich habe ich die 70er Jahre zwar hier verbracht, allerdings
weitgehend im Kinderwagen und in den Kinderschuhen.
Im
Buch selbst geht es eben um genau so einen Verlust. Die Familie
Wimpel verlor 1970 ihren Posamentenbetrieb und wurde unter Zwang
enteignet. Der Vater ging daran kaputt, die Familie litt darunter.
Die Tochter und der Schwiegersohn waren spurlos verschwunden. Für
alle stand fest, sie sind über die Ostsee in den Westen geflüchtet,
weil sie es nicht mehr ausgehalten haben.
Der
Vater war so verzweifelt, er wollte von Stund an kein Wort mehr über
die Tochter sprechen und verbot dies auch seiner Frau und dem Sohn.
Allerdings
fand man die Tochter und den Schwiegersohn 1987 tot auf. Ertrunken in
einem Toten Schacht des Bergbaus.
Für
alle stand fest, die beiden haben Selbstmord begangen und es wurde
nicht mehr ermittelt. Der Fall geriet in Vergessenheit.
Bis
heute.
Da
kommt der eigenbrötlerische Professor und Journalist Jan Berghaus
daher. Er betreibt ein örtliches Blatt, in dem die Geschichte der
Region seinen Platz findet. Er stößt auf die Geschichte der Familie
Wimpel und möchte darüber schreiben. Also beginnt er zu
recherchieren – allerdings stößt er auf eine Wand des Schweigens.
Denn bis heute will keiner über Marina Wimpel sprechen.
Dann
kommt es zu seltsamen Todesfällen und die Geschichte wird immer
verworrener.
Großartige
Story, eine tolle Geschichte mit ständigen Wendungen und ich wußte
zu keiner Zeit, wo das ganze enden würde. Ich war sehr begeistert
davon.
Aber.
Ja, leider gab es ein aber, was dem Buch meines Erachtens auch einen
Stern Abzug gab. Der Professor! Ich mochte ihn gar nicht! Er war
ungehobelt, unfreundlich und zu keiner Zeit auch nur annähernd
empathisch.
Bei
ihm lebt seine 19jährige Tochter, sie hat es nicht leicht, wurde
schon immer als anders angesehen und verspottet. Aber der Vater zeigt
irgendwie kein Gefühl für sie, als sie dann noch eines Tages
tätlich angegriffen wird, fragt er nicht mal nach, interessiert sich
gar nicht dafür. Er vergißt sie regelrecht.
Und
an Freundlichkeit fehlt es ihm ganz. Sei es zu den anderen Bewohnern,
seinem Mitarbeiter oder gar seinen Studenten. Ein durch und durch
unsympathischer Mensch, der es mir nicht immer leicht machte, weiter
zu lesen.
Sollte
der Autor hier wirklich an eine Fortsetzung denken, so sollte er doch
seinen Protagonisten überdenken, oder besser, einen anderen
einsetzen.
Danke!
Habt
einen guten Tag,
Anett.
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/ Rezensionsexemplar
Emons
Verlag\ 25.Juli 2019\ISBN 978-3740806828\
352
Seiten\Taschenbuch 11,90€ - E-Book 9,49€
Liebe Anett
AntwortenLöschenSchade, dass du ausgerechnet mit dem Protagonisten nicht warm wurdest, das ist natürlich immer ein wenig ärgerlich. Manchmal sind Figuren ja gewollt unsympathisch dargestellt und manchmal geschieht das irgendwie unabsichtlich. Aber immerhin hat dir das Buch sonst ja gefallen und es klingt auch wirklich nach einer sehr spannenden Lektüre.
Alles Liebe an dich
Livia
Liebe Livia,
Löschenich glaube, er ist hier gewollt unsympathisch gestaltet wurden.
Deswegen habe ich auch weiter gelesen und es war auch irgendwie wichtig für dieGeschichte.
Liebe Grüße Anett.