Anetts Bücherwelt |
Hanna
und Andreas sind ins Visier der DDR Staatsmacht geraten.
Immer,
und immer wieder. Schon in der Schulzeit eckte hauptsächlich Andreas
immer wieder an. Er konnte sich einfach nur schlecht anpassen. Schlug
immer wieder aus der Reihe. Hauptsächlich verbal. Das ging nicht.
Kinder und Jugendliche mit eigener Meinung? Das muss ihnen
ausgetrieben werden!
Anetts Bücherwelt |
Das
Buch beginnt im Grunde bereits mit der Flucht der beiden – über
die Ostsee – schwimmend! Ich glaube, dass waren so ziemlich die
schwersten Fluchtversuche, die es überhaupt gab. Es sieht so nah aus
– der Westen, aber es ist kein Schwimmbad, es ist die offene See
und es lauern jede Menge Gefahren. Nicht nur die Grenztruppen und
Kampftaucher der DDR.
Wir
begleiten Hanna und Andreas also bei ihrer Flucht. Und immer wieder
schaut Hanna gedanklich zurück und erinnert sich an ihre Jugend in
der DDR und warum sie sich genau jetzt mit Andreas auf der Flucht
befindet.
Dabei
lernen wir die beiden und ihre Klassenkameraden Sachsen-Jensi gut
kennen. Und wir lesen, wie es war, damals in der DDR.
Für
mich immer wieder ein großes Kopfschütteln beim lesen, war es doch
so oder so ähnlich auch mir ergangen. Manchmal war ich so nah an
meinen eigenen Erinnerungen, dass ich fast hätte in Tränen
ausbrechen können.
Was
ist das denn, mit dieser Nostalgie?
Im
Grunde war ich so froh, dass ich ein Kind der Wendezeit bin, dass ich
die Möglichkeit hatte, aus meinem vorbestimmten Leben auszubrechen.
Denn vorbestimmt war es doch. Es ging schon damit los, dass ich nicht
werden konnte, was ich wollte. Schon bei Zeiten wurde mir mitgeteilt,
wie gut ich auch schulisch bin, ein Kind aus der Arbeiterklasse
studiert nicht! Auch das war ein Grund, weswegen ich rebellierte
(siehe auch meinen Beitrag aus der Vorwoche → Hier). Bis wir uns
zum Halbjahreszeugnis der 10. Klasse bewerben mussten, hatte ich
keinen Plan, was mit mir geschehen sollte. Aber zum Glück hatten wir
ja in der DDR geschultes Personal, die mich genau dahin gebracht
haben, wohin sie mich bringen wollten (Achtung Ironie!)
In
den Handel, woanders hin geht gar nicht. Was? Du willst aufs Schiff?
Vielleicht noch in internationale Gewässer? Du nicht!
Es
gab einfach so viel, gegen das ich wirklich aufbegehren wollte und
zum Teil auch gemacht habe. Für mich war es wirklich ein Glück,
dass es im Herbst 1989 langsam anders wurde, denn irgendwann wäre
das bestimmt nicht mehr gut ausgegangen.
Und
unsere beiden Protagonisten Hanna und Andreas?
Die
hatten sicherlich eine recht angenehme Kindheit ( wie ich auch!). Man
konnte gut leben – wenn man Abstriche machte. So sind sie
beispielsweise mal in Berlin gewesen und haben sich gewundert, was da
alles so zu kaufen gab. Ha – ging mir ganz genauso! Berlin hatte
Hauptstadtbonus, d.h. Da gab es einfach mehr, weil da eben mehr Leute
aus dem Westen zu Besuch kamen und sie sehen sollten, es geht uns gar
nicht so schlecht.
Aber
da war auch die politische Erziehung in der Schule. Wehrunterricht,
FDJ Studienjahr usw. Überall wurde man auf den Staat getrimmt und
das es genauso sein soll. Kritische Fragen? Wurden unterbunden.
Kritische Äußerungen? Wurden bestraft.
Dabei
hatte ich echt noch Glück. Unser Staatsbürgerkundelehrerin hat mich
manches mal zu sich beordert, aber meist blieb es bei einer
mündlichen Verwarnung. Ich soll mich doch mal zusammen reißen!
Nicht immer so gegen alles sein, das ist auch nicht gut fürs gesamte
Klassenkollektiv!
Aber
was habe ich noch zu dem Buch zu sagen?
Ich
fand es spitze! Auch wenn ich in Zeiten zurück versetzt wurde, die
ich vergessen wollte, auch wenn ich mir manche Träne verdrückt
habe, ich bin von dem Buch total überzeugt. Noch dazu, weil die
beiden Protagonisten genauso alt sind wie ich, das bringt mich ihnen
nochmal ein Stück näher.
Außerdem
habe ich noch einen guten Bericht online gefunden, über die DDR
Flucht über die Ostsee. Mindestens 174 Erwachsene und Kinder haben
diese gefährliche Flucht nicht überlebt:
Die Ostsee - eine gefährliche Fluchtroute
Der
Autorin merkt man total an, das sie weiß, von was sie schreibt.
Selbst geboren 1971 und in Rostock aufgewachsen. Sie war
Leistungssportlerin und Rettungsschwimmerin – das merkt man ganz
genau, wenn man von der Flucht auf der Ostsee liest.
Ich
finde, dieses Buch gehört in den Schulunterricht! Der Magellan
Verlag hat dazu auch in seinem Downloadbereich eine
Lehrerhandreichung im Unterrichtsmaterial. Das finde ich eine tolle
Idee – vielleicht wird ja das Buch wirklich mal fest in den
Lehrplan mit aufgenommen, auch das ist deutsche Geschichte!
Ich 1979 - letztes Kindergartenjahr & meine Einschulung |
Habt
einen guten Tag
Anett.
Anzeige
/ Leseexemplar
Magellan
Verlag – ISBN 978-3734882012
25.Juli
2019 – 304 Seiten – 9,00€
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über jeden Kommentar! Antwort erhältst du direkt hier oder auf deinem Blog. ♥ Dankeschön ♥
Bitte beachte: Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mit dem Absenden deines Kommentars willigst du daher in die Speicherung und Weiterverarbeitung deiner Daten laut meiner Datenschutzerklärung und der von Google ein!